Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen

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Übersicht der Fusionen im
Kanton Tessin

Übersicht der Fusionswappen

Kriterien für die Wertung

 

 

Gemeindefusion im Kanton Tessin: Serravalle

Ab dem Jahr 2012 sind die drei Gemeinden Ludiano, Malvaglia und Semione unter dem neuen Namen Serravalle vereinigt:

 

 

Ludiano

Das Gemeindewappen ist als Stukkatur an
der Fassade der 1736 erbauten Kirche zu
sehen und zeigt den Heiligen Sekundus mit
einem Modell der Kirche.

 

Malvaglia

Malvaglia war eine Zwischenstation für den
Verkehr über den Lukmanierpass, also zwischen
dem Herzogtum Mailand und Disentis. An einem
alten Gebäude ist das Wappen von Malvaglia als
Fresko zu sehen und bezeugt damit den Einfluss
der Mailänder Herzöge. Diese führten in ihrem
Wappen die Schlange.

 

 

Semione

Auch dieses Wappen ist als Fresko am Rathaus
und auf einer alten Fahne überliefert. Die
Herkunft ist unsicher.

 

 

 

Serravalle

 

 

Einmal mehr ist im Tessin ein neues Gemeindewappen geschaffen worden, welches jeden Heraldiker in Entsetzen versetzt. Der Name der neuen Gemeinde bezieht sich auf die einst mächtige Burganlage im Bleniotal. Diese ist schon längst zu einer Ruine zerfallen. Aufgrund der Namenswahl liegt es nahe, dass diese Ruine im neuen Wappen symbolisiert wird. Mehrere Gemeinden zeigen in ihren Wappen in verschiedenen Darstellungsformen ihre einstigen Festungswerke. Das Wappen von Serravalle zeigt eine zerfallende Mauer mit einer runden Toröffnung, wie sie in der Ruine tatsächlich zu sehen ist. Die zerfallende Mauer wird von drei Stäbe überragt, welche vermutlich die drei zusammengeschlossenen Gemeinden darstellen sollen. Diese unheraldisch wirkende Elemente gleichen eher Fabrikschornsteinen und können von Aussenstehenden nicht interpretiert werden. Die kreisförmige Fläche ist noch weniger deutbar. Handelt es sich um eine Kugel oder den Vollmond?

 

Versuch für eine Blasonierung:

In Rot gelbe Mauer mit runder Toröffnung, rechts in drei Stufen abfallend, jede Stufe überhöht von schmaler gelber Schindel, im linken Obereck gelbe Kugel.

 

Wertung: Miserabel   

 

Zur nächsten Gemeindefusion: Siviriez FR (alphabetisch innerhalb der Schweiz)

Zur nächsten Gemeindefusion: Terre di Pedemonte TI (alphabetisch innerhalb des Kantons Tessin)

Zur nächsten Gemeindefusion bzw. zum Anfang: Blenio TI (innerhalb der Bewertungsstufe "miserabel")


Exkurs: Befestigungswerke in der Heraldik

Im Mittelalter bildete sich die Burg als bewohnte Wohn- und Schutzanlage heran. Zuerst handelte es sich um Holzbauten, die durch Palisaden und Erdwälle
geschützt waren. Meistens wurden die Burgen auf Anhöhen gebaut, die bereits durch ihre geografische Lage schlechter angreifbar waren. In der Ebene
schützte man diese Anlagen durch Wassergräben (Wasserburgen). Später wurden die einfachen Holzbauten durch gemauerte Gebäude abgelöst. Meistens
handelte es sich um einen mehrstöckigen Turmbau, der zuoberst durch einen Holzaufbau ergänzt wurde. Je nach Umfang und Bedeutung der Burg
entwickelten sich weitere Bauten rund um den Wehrturm: Wehrmauer, befestigte Toranlage, Zwinger, Palas (repräsentativer Wohnbau), Stallungen,
Sodbrunnen, Burgkapelle usw. Im nahen Umfeld befand sich in der Regel ein Gehöft, das die Versorgung der Burgbewohner sicherstellte.

Im frühen Mittelalter diente die Burg in unsicheren Zeiten oft auch als Zufluchtsstätte für die umliegende Bevölkerung. Zu diesem Zweck verfügten etliche
Burgen über Vorburgen in der Form von grösseren oder kleineren Grundflächen, die in den äusseren Verteidigungsring miteinbezogen waren. In der Burg
residierte die adlige Familie, je nach Status als Dienstherr eines Grafen oder eines Klosters. Durch die Übertragung der Rechte an die städtische Obrigkeit
nahm der Landvogt auf der Burg seinen Wohnsitz.

Verschiedene Gemeindewappen zeigen Burgen und befestigte Bauwerke aus dem Mittelalter:

 

         

Wartau SG (ersetzt)

Büsserach SO Gamsen VS Mesocco GR Arth SZ
         
Kaiseraugst AG Splügen GR Riom-Parsonz GR Stansstad NW Bondo GR
 

Die markante Burgruine Wartau über dem Rheintal war bis 1981 das Wappenmotiv der gleichnamigen Gemeinde. Das Wappen von Büsserach
zeigt die Ruine Thierstein und das von Gamsen die verfallene Verteidigungsmauer quer über das Rhonetal. Solche naturalistische Darstellungen
sind heute verpönt. Mesocco verweist mit dem Symbol der gezinnten Mauer auf das alles beherrschende Kastell und bei Arth steht der Turm für die
abgebrochene Letzimauer mit ihren drei Wehrtürmen. Der römische Wachtturm im Wappen von Kaiseraugst bezieht sich auf die römische Siedlung
augusta raurica. Der Turm im Wappen von Splügen steht für die Burgruine im Hinterrheintal. Das Wappen von Riom-Parsonz zeigt die wieder
aufgebaute Burg Riom und das von Stansstad den Schnitzturm, der zum mittelalterlichen Verteidigungssystem gehörte. Bondo zueigt die müreia, die
einsitge Sperrmauer im Bergell.

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