Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen

 

Wir über uns

Publikationen

Kontakt

Übersicht der Fusionen im
Kanton Waadt

Übersicht alle Fusionswappen

Kriterien für die Wertung

 

 

Gemeindefusion im Kanton Waadt: Hautemorges

Ab dem Jahr 20219 sind die sechs Gemeinden Apples, Bussy-Chardonney, Cottens, Pampigny, Reverolle und Sévery unter dem neuen Namen Hautemorges vereinigt:

 

 

 

Apples

Der weiss-rot gespaltene Schild erinnert,
dass König Rudolf III von Burgund im 11.
Jahrhundert Apples dem Kloster Romainmôtier
schenkte. Unter dem Berner Regime verblieb
Apples als Exklave in der Landvogtei
Romainmôtier. Der gelbe Schrägbalken mit
den drei roten Kugelns stammt aus dem
Wappen der Familie von Apples. Das Wappen
entstand 1923.

 

 

 

Bussy-Chardonney

1961 fusionierten Bussy und Chardonney.
Für das neue Wappen wurden Motive aus
den bisherigen übernommen: Der Schlüssel
ist das Attribut des Kirchpatrons St. Peter von
Bussy-sur-Morges. Die Distel (chardon) ist
das redende Motiv aus dem Wappen von
Chardonney-sur-Morges.

 

 

 

Cottens

Das 1922 geschaffene Wappen nimmt Bezug auf
das Wappen der Herren Crisonz von Cottens,
welche die Herrschaft von 1573 bis 198 über das
Dorf besassen. Zur Unterscheidung wurde die Lilie
 durch die Kornähre ersetzt.

 

 

 

Pampigny

Das Wappen entstand 1927. Die rote
Schildfarbe bezieht sich auf das Wappen
der Herren von Mestral, welche von 1560
bis zur Revolution mehrmals die Herrschafts-
rechte über das Dorf ausübten. Die Schlüssel
sind das Attribut von St. Peter, Schutzpatron
der Pfarrkirche. Die Eicheln verweisen auf die
Eiche auf dem Dorfplatz.

 

Reverolle

Die Farben Blau und Weiss sowie der Sparren
erinnern an die Herren von Colombier, welche
während der Savoyischen Herrschaftsperiode
über die Gegend regierten. Die Eicheln beziehen
sich als redendes Motiv auf die alt-lateinische
Bezeichnung roveria für das Dorf, was so viel
wie Eichenhain bedeutet.

Sévery

Das Wappen wurde 1921 anlässlich der
Kirchenrestauration geschaffen. Das
Kleeblattkreuz erinnert an den Patron der
alten Dorfkirche und auch an die Beziehungen
zum Kloster Saint-Maurice d’Agaune. Die drei
Muscheln sind dem Wappen der Edelleute von
Sévery entnommen, die im Dorf ein befestigtes
Haus besassen.

 

 

Hautemorges

 

 

 

Die aus sechs Ähren bestehende Korngarbe bezieht sich auf die Fusion der sechs Gemeinden und die von der Landwirtschaft geprägte Gegend. Der Wellenbalken symboliseirt das Flüsschen La Morges, Namensgeberin für den Bezirk und dessen Hauptort.

Im Vergleich zu ähnlichen Wappen sind die Kornähren etwas „mager“ geraten. Bei einer grafischen Überarbeitung könnten diese sehr wohl kräftiger dargestellt werden. Das Wappenmotiv, besonders auf einer Fahne, sollte auch aus einer gewissen Distanz noch gut erkennbar sein. Aber das gehört grundsätzlich zur gestalterischen Freiheit des Zeichners und hat auf unsere Bewertung keinen Einfluss.

Dann stellt sich für viele die Frage, ab wie vielen Ähren man von einer Garbe sprechen kann. Im vorliegenden Fall stehen die sechs Ähren für die einzelnen Gemeinden und stellen ein Zählelement dar, wie es beispielsweise auch die Sterne im Walliser Kantonswappen sind. Wichtig ist, dass eine Garbe immer zusammen gebunden ist, um das Korn auf dem Feld zu trocknen und transportierbar zu machen. Für eine Fusion ist das ein treffendes Symbol, das durch alleinstehende Ähren nicht zum Ausdruck kommt.

 

Blasonierung:

In Rot sechs gelbe Kornähren, zu einer Garbe gebunden, über blauem, weissbordiertem Fluss.

 

Wertung: Gut   

 

Zur nächsten Gemeindefusion: Hauterive FR (alphabetisch innerhalb der Schweiz)

Zur nächsten Gemeindefusion: Jorat-Menthue VD (alphabetisch innerhalb des Kantons Waadt)

Zur nächsten Gemeindefusion: Herznach-Ueken AG (innerhalb der Bewertungsstufe "gut")


Exkurs: Die Muschel in der Heraldik

Das Wappen der an der Fusion beteiligten Gemeinde Sévery zeigt drei schwarze Muscheln.

Die physische Muschel gehört in der Biologie zur Klasse der Weichtiere. In der Heraldik bezieht sie sich in den allerwenigsten Fällen auf dieses in den
Gewässern lebende Tier. Jedoch ist die Muschel als im Meer lebendes Tier das Attribut von Meeresgotttheiten, die dem Mythos nach dem Meer entstiegen
sein sollen, so wie die Aphrodite, die griechische Göttin der Lebe und Schönheit. Ihre römische Entsprechung, die Venus, wurde von Botticelli und Tizian
 dargestellt.

Da die Muschel von ihrer Form her dem weiblichen Geschlechtsorgan ähnelt, gilt sie als Symbol der weiblichen Sexualität, Erotik und Fruchtbarkeit. Ihr
spiritueller Wert wurde gelegentlich ins Materielle übertragen. So wurde sie in Asien und Afrika als Währung benutzt. Ddie christliche Symbolik betrachtet
die Muschelschale als Bild des Grabes, das den Menschen nach dem Tod umschliesst, ehe er auferstehen darf. Die Kauri-Muschel wurde in China dem
Yin zugeordnet und hatte die besondere Bedeutung des im Dunkeln Weilenden, Verborgenen. Die Jakobsmuschel wurde zum Pilgerzeichen speziell der
Pilger auf der Wallfahrt nach Santiago de Compostella zum Grab des Apostels Jakobus dem Älteren. Die Jakobsmuschel wurde an der Kopfbedeckung
getragen und war das Erkennungszeichen.

 

         
Buttwil AG Selma GR Sirnach TG Cartigny GE Feusisberg SZ
         
Beckenried NW Goumoëns-le-Jux VD L'Abbaye VD Prez FR Grancour VD

 

Die meisten Muscheln beziehen sich auf das Patronat des Heiligen Jakobus d. Ä. der Pfarrkirche im Ort. Die Muscheln auf dem Sirnacher Wappen beziehen
sich auf den immer noch praktizierten Brauch, dass in einem Gasthaus den Pilgern unentgeltlich ein Teller Suppe angeboten wird. Die Muschel auf dem
Wappen  von Buttwil zeigt bei beiden Lappen kleine Löcher. Diese dienten zum Durchzeihen einer Kordel, damit die Muschel um den Hals getragen werden
 konnte.

 

Link zur Übersicht aller Exkurse