Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen

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Übersicht der Fusionen im
Kanton Thurgau

Übersicht alle Fusionswappen

Kriterien für die Wertung

 

 

Gemeindefusion im Kanton Thurgau: Kemmental

Ab dem Jahr 1996 sind die acht Ortsgemeinden Alterswilen, Altishausen, Dotnacht, Ellighausen, Hugelshofen, Lippoldswilen, Neuwilen und Siegershausen unter dem neuen Namen Kemmental zur politischen Gemeinde vereinigt:

 

 

Alterswilen

Das Kreuz und die Farben beziehen sich
auf die alten Herrschaftsrechte: Bistum Konstanz,
Stadt Konstanz und Eidgenossenschaft.

 

Altishausen

Das Kreuz zeigt die Zugehörigkeit zur Stadt
Konstanz und der Löwe bezieht sich auf das
Wappen der Landvogtei Thurgau.

 

 

Dotnacht

Die Eiche bezieht sich auf den Ortsnamen,
der auf eine tote Eiche zurückgeht. Die Farben
verweisen auf die Herrschaftsverhältnisse zu
Weinfelden und zur Landvogtei.

 

 

Ellighausen

Das Dorf gehörte bis 1798 zum Reitigericht der
Stadt Konstanz. Dieses Gericht zeigte in seinem
Siegel einen Korb mit Brot für die Armen. Di
 Brote sind durch Äpfel ersetzt worden, um auf
die Bedeutung des Obstbaus im Kanton
hinzuweisen.

 

Hugelshofen

Übernahme des Wappens der Herren von
Hugelshofen, die Dienstleute des Bischofs
von Konstanz waren.

Lippoldswilen

Die Mohnkapseln nehmen Bezug auf den
Verkauf des Lehens an die Geschwister
Pfefferhart. Die Farben entsprechen denjenigen
der Landvogtei. Pfeffer war einstmals der
Oberbegriff für Gewürze.

 

Neuwilen

Das Wappen erinnert an das grösste Ereignis
in Neuwilen, an das eidgenössische Feldlager
im Schwabenkrieg. Die Hellebarde war die
Hauptwaffe der alten Eidgenossen.

 

Siegershausen

Der Konstanzer Bischof war gezwungen, von
1364 bis 1452 Siegershausen an die Herren von
Roggwil zu veräussern. Diese führten ein sehr
ähnliches Wappen: Achtfach geständert von
Weiss und Rot (siehe nachfolgenden Exkurs).

 

 

 

 

 

Kemmental

 

 

 

 

 

Die neue Gemeinde nennt sich nach dem Kemmenbach. Gemessen an der Anzahl der Gemeinden war das die grösste Fusion im Kanton Thurgau. Somit war klar, dass das neue Wappen eine Neuschöpfung sein musste.

Die Vorschläge eines bestens ausgewiesenen Heraldikers wurden nicht akzeptiert. Dafür beauftragte der Gemeinderat einen Grafiker mit dem Entwerfen eines neuen Wappens. Der Gemeindeversammlung wurden drei Varianten vorgelegt, wovon nur eine heraldisch einwandfrei war: In Gelb ein blauer Schräglinksfluss. In einem weiteren Vorschlag waren beidseits des Flusses je vier Kreisflächen angeordnet, die sich unheraldisch den Windungen des Flusses anpassten und die acht früheren Gemeinden repräsentierten, ähnlich wie das Fusionswappen von Blenio (siehe Heft 18, Seite 94).

Mit 100 von 140 Stimmen wurde die Variante gewählt, die aus heraldischer Sicht bestenfalls als befriedigend eingestuft werden muss. Gemäss den Abstimmungsunterlagen ist die obere Wappenfläche in neun Streifen aufgeteilt und soll symbolhaft an die aufgehende Sonne über dem Kemmental erinnern. Der Kemmenbach hätte eine dominante Position und der grosse Gelbanteil sowie die strahlenförmige Aufteilung verleihe dieser Variante eine aggressive, aber eindrückliche Wirkung. Weiter wurde ausgeführt, dass die neun Strahlen auch so interpretiert werden können, dass die ehemaligen neun Ortsgemeinden symbolisiert würden. Darin eingeschlossen ist auch die Ortsgemeinde Dippishausen-Oftershausen, welche sich bereits 1984 mit Siegershausen zusammenschloss.

Heraldisch fragwürdig ist die schmale weisse Bordierung des blauen Wellenbalkens auf gelber Grundfarbe des Schildes. Diese wurde vermutlich gewählt, weil sonst der Fluss mit den schwarzen "Strahlen" ebenfalls gegen die Farbregel verstossen hätte.

 

Blasonierung:

Über gelbem Schildfuss von Schwarz und Gelb bis zur Nabelstelle zu neun Plätzen geständert, überdeckt von erniedrigtem blauen Wellenbalken mit weissen Saum.

 

Wertung: Befriedigend   

 

Zur nächsten Gemeindefusion: Kirchdorf BE (alphabetisch innerhalb der Schweiz)

Zur nächsten Gemeindefusion: Kradolf-Schönenberg TG (alphabetisch innerhalb des Kantons Thurgau)

Zur nächsten Gemeindefusion: Lossy-Formangueires FR (innerhalb der Bewertungsstufe "befriedigend")


Exkurs: Der Ständer in der Heraldik

Der Ständer, d. h. die Schildaufteilung in mehrere Felder von einem zentralen Punkt aus, ist in der Heraldik eher selten, aber durchaus reizvoll:

         

Roggwil TG

Hegnau (Volketswil) ZH Syens VD Mergoscia TI Vaugondry VD
         

Hittnau ZH

Cheseaux-sur-Lausanne VD Kaiserstuhl AG Seegräben ZH Safien GR