Stiftung Schweizer Wappen und Fahnen

 

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Übersicht der Fusionen im
Kanton Aargau

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Gemeindefusion im Kanton Aargau: Zurzach

Ab dem Jahr 2022 sind die acht Gemeinden Bad Zurzach, Baldingen, Böbikon, Kaiserstuhl, Rekingen, Rietheim, Rümikon und Wislikofen unter dem neuen Namen Zurzach vereinigt:

 

 

 

Bad Zurzach

Die Gemeinde ergänzte erst seit 2006 den
Namen mit dem Zusatz „Bad“. Das Wappen
in der derzeitigen Form ist bereits im 16. und
17. Jahrhundert belegt. Im Bezirkswappen mit
dem gotischen Buchstaben „Z“ ist der Schild
Weiss-Grün gespalten gemäss einer Ofenkachel
aus dem Jahr 1702.

 

 

Baldingen

Im Jahr 1666 ging die niedrige Gerichtsherr-
schaft zu Baldingen, Böbikon und Hofstetten als
Erblehen an den bischöflich-konstanzischen Obervogt zu Klingnau, Johann Franz Zweyer
von Evebach aus Uri. Dieser liess sich sofort in Baldingen ein Schlösschen bauen. Sein
Wappen mit den drei Lindenblättern wurde
1953 in das Gemeindefähnlein übernommen
und 1963 offiziell als Gemeindewappen erklärt.

 

 

 

Böbikon

Für die Landesausstellung von 1939 wurde ein Fähnchen geschaffen, das erst 1963 als Gemeindewappen übernommen wurde, wobei
das rote Mühlrad durch ein weisses ersetzt wurde. An der örtlichen Kapelle finden sich über dem Türsturz zwei Wappenschildchen. Das eine
bezieht sich auf den Sankt Blasianer Abt Müller
und zeigt oben in Blau einen gelben Stern und
unten in Gelb ein halbes schwarzes Mühlrad.

 

 

 

Kaiserstuhl

Am oberen Stadtturm befindet sich die älteste Darstellung des Stadtwappens, datiert von
1514. Man wählte wohl bewusst nicht das Wappen der Freien von Kaiserstuhl mit den
acht weiss-roten Plätzen. Das konstanzische Weiss ist durch das zürcherische Blau
ersetzt. 1953 erlangte das alte Stadtwappen offiziell des Status als Gemeindewappen.

 

 

Rekingen

Die Gemeinde besass in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts bereits ein Siegel mit einem
halben Mühlrad, überhöht vom Grossbuchstaben
R. Ab 1851 wurde für das Gemeindesiegel das Kantonswappen unter dem eidgenössischen Strahlenkranz verwendet. 1949 kehrte man zu
den alten Wappenmotiven zurück. Schliesslich
sind seit alter Zeit im Dorf drei Mühlen belegt.

 

Rietheim

Die Gemeinde führt seit 1872 eine Pflugschar
im Siegel. 1915 wurde der Gemeinde ein neues Wappen, abgeleitet dem der Meier von
Rietheim, vorgeschlagen. Die Titulierung des Pflugscharwappens als „charakterlos“ führte
wohl dazu, dass die Rietheimer mit ihrer Verbundenheit zu ihrem Zeichen auf der Weiterführung ihres Wappens beharrten.

 

 

Rümikon

Das „Fischerdorf“ Rümikon besitzt seit Jahrhunderten die Rheinfischenz, welche die Rheinstrecke auf dem ganzen Gemeindebann umfasst. Das Gemeindesiegel von 1872 zeigt
einen als Salm zu deutenden Fisch. Die drei Sterne bezeichnen die Zugehörigkeit zum Kanton Aargau.

 

 

Wislikofen

Die Gemeinde übernahm 1963 das Wappen der einstigen St. Blasianischen Propstei Wislikofen, welche ins Jahr 1562 datiert werden kann.

 

 

 

 

 

 

Zurzach

 

 

 

 

 

 

Unter dem Namen „Rheintal+“ entstand ein Projekt zur Bildung einer Grossgemeinde. Von den ursprünglich elf Gemeinden zogen sich Siglistorf und Fisibach noch vor dem Abstimmungstermin im September 2019 zurück. Mit Ausnahme von Mellikon stimmten alle Gemeinden zu. Die angestrebte Grossgemeinde weist nun eine Enklave und eine Exklave auf: Mellikon bildet nun eine Insel innerhalb der Gemeinde und Kaiserstuhl ist abgetrennt.

Der Bevölkerung wurden sechs Vorschläge für ein neues Gemeindewappen vorgelegt. Die Umfrage zeigte kein eindeutiges Ergebnis. Der Favorit (1. Vorschlag) vereinigte  27 % der Stimmen. Das Wappen ist schlicht und leicht verständlich: Die blauen Wellenlinien stehen für je eine der Gründergemeinden und symbolisieren gemeinsam den Rhein.

Mit Ausnahme des 3. Vorschlages basieren alle auf dem Zählsystem, d.h. jede Gemeinde wird durch eine Welle, eine Kugel bzw. Perle oder einen Strahl des Sterns symbolisiert. Diese Vorschläge gehen davon aus, dass alle beteiligten Gemeinden der Fusion zustimmen, was dann aber nicht eintraf. Somit musste nach der Abstimmung das gewählte Wappen entsprechend angepasst werden. Mit diesem Ausgang musste gerechnet werden, was die Gestaltung der Vorschläge in einem gewissen Mass einschränkte. In allen sechs Vorschlägen ist der Rhein als gemeinsames und prägendes Element der beteiligten Gemeinden symbolisiert. In fünf Vorschlägen werden Zählsysteme für die Anzahl der vereinigten Gemeinden gezeigt, die optisch nicht besonders zu überzeugen vermögen. Ausserdem ist die Figur des Sterns bzw. die Anzahl dessen Strahlen als Zählsystem ungeeignet weil die Heraldik nur vier-, fünf-, sechs- und achtstrahlige Sterne kennt. Auf den Vorschlägen 2 und 5 sind aber zehnstrahlige Sterne zu sehen, die klar als unheraldisch einzustufen sind! Aussserdem ist der Stern niemals ein Symbol für eine Vereinigung. Seit Bethelhem ist der Stern das Heiligenattribut von Maria, der Mutter Gottes. Eine weitere Symbolik bezieht sich auf die bekannten Aussagen, dass ein Vorhaben mit erfolgreichem Gelingen unter einem guten Stern steht im Gegensatz zu dem das unter einem schlechten Stern steht.

 Auffallend ist, dass von den rund 200 bisherigen Fusionswappen in der Schweiz ein Viertel solche Zählsysteme aufweist. Prinzipiell bilden die Zählsymbole dann ein Problem, wenn zu einem späteren Zeitpunkt eine oder mehrere weitere Gemeinden angeschlossen werden. Soll dann das Wappen geändert werden damit die Anzahl den richtigen Stand anzeigt? Im Kanton Freiburg gibt es ein paar Gemeinden, die bereits dreimal in einem Fusionsprozess standen. Zudem ist doch zu überlegen, ob eine Gemeindefusion ein derart bedeutendes und einschneidendes Ereignis ist, das im Wappen repräsentiert werden muss? Vor der Fusion wurden doch auch etliche Funktionen über die Grenzen hinweg in Interessensgemeinschaften, Zweckverbänden und Kooperationen gelöst. Oft ist eine Fusion vom Kanton durch Streichen von Beiträgen bzw. Ausgleichszahlungen initiiert worden. Fanden denn die für das Wappen Verantwortlichen kein besseres Motiv für Zurzach? Warum wurde nicht das bisherige Wappen beibehalten?

Der 3. Vorschlag symbolisiert die Thermalquelle und ist von den erwähnten Einschränkung nicht betroffen. Er fällt durch eine gute grafische Gestaltung auf, ist leicht zu verstehen, erreichte aber trotzdem nicht die Mehrheit der Stimmen. Der Grund dafür dürfte in der neueren Geschichte von Zurzach liegen, die mit Ausnahme der Verantwortlichen den meisten Einwohnern offensichtlich bekannt ist: Das Wappen suggeriert, dass die Therme breits von den Römern benutzt wurde. 1913/14 stiess die Schweizerische Sadafabrik bei Bohrungen auf der Suche nach Steinsalz zufällig auf die Thermalquelle, die dann artesisch aus dem Bohrloch sprudelte. Gemeindewappen sind Hoheitszeichen und somit kommt der Symbolik eine besonders hohe Bedeutung zu und muss unter allen Umständen "wahr" sein. Die Amphore ist ein aussagestarkes Symbol für eine römische Therme, aber keinesfalls für die befestigte Verteidigungslinie am Hochrhein nach dem Rückzug der römischen Armee aus den nördlichen Gebieten. Durch diesen Fehlgriff erhielt das Wappen zu Recht nicht genügend Stimmen! Im Exkurs der Fusion Val de Bagnes VS werden Symbole für Heil- und Mineralquellen kurz vorgestellt.
(Link zu Fusion)


Für den Heraldiker stellen sich zum gewählten Wappen (1. Vorschlag) trotzdem einige Fragen. Von der Symbolik beinhaltet das Wappen ein Zählsystem: Für jede Gründergemeinde eine blaue Wellenlinie, die aber soweit zusammen geschoben sind, dass ein Wellenbalken entsteht. Gemäss der Blasonierung, der heraldischen Fachsprache zur Beschreibung der Wappen, ist der blaue Wellenbalken mit weissen Wellenfäden belegt. Im Zusammenschlussvertrag ist die Anzahl nicht festgelegt, da diese vom Abstimmungsausgang abhängig war.

Auf dem Wappen haben die Wellenfäden eher die Funktion von Trennlinien, die sonst üblicherweise schwarz dargestellt werden. Schwarze Trennlinien bzw. Wellenfäden wären wegen des geringen Kontrasts kaum erkennbar und würden auch gegen die heraldische Farbregel verstossen. Da der Wellenbalken oben und unten mit einer schwarzen Kontur versehen ist, müssten die Wellenfäden als eigenständige Wappenfiguren konsequenterweise ebenfalls konturiert sein. Dazu reicht aber der Platz nicht aus ausser bei besonders grosser Darstellung des Wappens. Dann müssten die Wellfäden proportional breiter dargestellt werden damit sie nicht mehr als Trennlinien wahrgenommen werden. Das wird bei der Gestaltung der Fahnen der Fall sein. Da Fahnen - für Fachleute gilt der Begriff „Flagge“ – aus grösserer Distanz gesehen werden, vermischen sich die weissen Wellenfäden mit dem blauen Balken, so dass dieser als hellblau wahrgenommen wird. Das ist weiter kein Problem ausser bei den in der Schweiz besonders beliebten Farbenflaggen, die oben mit dem Wappenbild ergänzt sind. Bei diesen Flaggen stimmen dann die Gemeindefarben weiss-blau nur noch materiell, aber nicht mehr optisch überein. Die Gemeindefarben sind vermutlich noch nicht bestimmt. Sie können, wie bereits erwähnt, weiss-blau sein. Aber auch weiss-blau-weiss analog zu Stadt und Kanton Zug ist möglich.

Blasonierung:

In Weiss mit sieben weissen Wellenfäden belegter blauer Wellenbalken.

 

Wertung: Gut   

 

 

 

Exkurs: Darstellung mehrerer Gewässer

 

                   

Von links nach rechts:

Kanton Aargau: Der weisse Fluss ist durch zwei schwarze Wellenlinien geteilt. Die offizielle Beschreibung lautet: „Gespalten von Schwarz mit weissem Fluss und von Blau mit drei fünfstrahligen weissen Sternen (2,1)". Auf der ältesten Darstellung des Kantonswappens auf dem Einband der Staatsrechnung von 1803 ist der Fluss nicht mittels Trennlinien aufgeteilt, weist aber eine niedrigere Höhe auf. Die Bedeutung ist nicht überliefert, wird aber als Aare und später als Aare, Reuss und Limmat interpretiert.

 

Valbirse BE: Der Fluss symbolisiert die Birs, die bereits als richtiger Fluss aus einem unterirdischen Flusssystem ans Tageslicht tritt (Stromquelle), was durch die weissen Trennlinien angedeutet wird.

 

Oppens VD: Die drei Flüsse heissen la Mentue, la Greylaz und le Sauteruz.

 

Hauptwil-Gottshaus TG: Bei Hauptwil wurden um 1430 durch das Chorherrenstift St. Pelagiberg fünf Karpfenweiher angelegt, um die ein Naturschutzgebiet entstand.

 

Haut-Intyamon FR: Der schwarz-weiss geteilte Wellenbalken vereinigt die etymologische Deutung in den Wappen von Albeuve (eau blanche) und Neirivue (eau noire).